Vertonungen von Gedichten Wessenbergs
Wenig Beachtung fanden bisher in der Musikwissenschaft die Vertonungen mehrerer Gedichte von I. H. von Wessenberg. Am bekanntesten ist wohl die Komposition zum Franziskus-Gedicht von Carl Loewe (1796 – 1869), Opus 75,3. Der Freiburger Musikwissenschaftler Meinrad Walter schreibt dazu (in „Musik und Kirche. Die Zeitschrift für Kirchenmusik“. 90. Jg. (2020), S. 246–247):
„In den frühen Überlieferungen spielt der Gedanke eine Rolle, das Franziskus mit der Grille eine Art „Duett“ zum Lob des Höchsten anstimmt. „ der Hl. Bonaventura weist bereits darauf hin, dass „der Diener Gottes auch in kleinen Dingen des Schöpfers Majestät gerne bewunderte.“ Der bekannte Bariton Fischer-Dieskau singt in der Klavierbegleitung von Jörg Demus, die von Loewe vertonten Franziskus-Verse Wessenbergs. Anzuhören auf YouTube: Link
Mehr über Ignaz Heinrich von Wessenberg auf der Seite „Wessenberg und das Bistum Konstanz“
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Die meisten Vertonungen Wessenberg’scher Texte schuf der aus Wetzikon stammende Schweizer Komponist Hans Georg Nägeli (1773-1836), der 1791 in Zürich eine Musikalienhandlung eröffnet hatte. Nach dem Erfolg seiner Vertonung und Publikation des Gedichts von Johann Martin Usteri „Freut Euch des Lebens“, gründet er 1794 auch einen Musikverlag. Er gilt als „Sängervater“, da er 1805, ebenfalls in Zürich, ein Singinstitut gegründet hatte, aus dem 1810 der weltweit ersten Männergesangsverein hervorging.
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1812 vertont Nägeli das ungewöhnliche , sieben Bitten umfassende Vaterunser Wessenbergs. Die erste Bitte beginnt mit den Worten
„Höchstes Wesen, was du ewig bist,
und erschuffst, das war, seyn wird und ist…“
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1814 erschien in seinem Verlag „Zwey Lieder von I. H. v. Wessenberg“ eine Art Vorabdruck, der Vertonungen der Gedichte „Unschuld“ und „An meine Schwester“ enthält.
In den Folgejahren (wohl 1814-1817, genaue Daten sind unbekannt) kamen neue Kompositionen hinzu, die unter dem Titel „Lieder von I. H. Frh. v. Wessenberg“, mit einem Porträtmedaillon Wessenbergs auf dem Titelblatt, veröffentlicht wurden. Darin sind enthalten:
Das Heiligthum
Liebe Gottes
An meine Geschwister
Der Tempel der Natur
An ein Thal
An meine Schwester
Das Glöcklein
Einfalt
Ferne und Nähe
Unschuld
Die Quelle
Gruß an den Frühling
Abschiedslied
Der Wanderer
Lied aus der Ferne
Das Leben
Das Grab
Das Beßte
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Schließlich veröffentlichte Nägeli im Jahr 1828 seine „Kirchengesänge zum Diöcesan-Gesangbuch des Bisthums Constanz, componirt und dem edlen Dichter und Beförderer des geistlichen Volksgesangs Freyherrn Ignaz Heinrich von Wessenberg hochachtungsvoll zugeeignet…“. Darin finden sich liturgische Gesänge:
Das Amt der heiligen Messe für Kinder (Seite 1-13)
Das heilige Amt auf die Sonntage nach Pfingsten (Seite 14-31)
Die heilige Rorate-Messe (= Advent) (Seite 32-52)
und ab Seite 52 diverse Chorlieder:
Auferstehungslied
Auf das heilige Pfingstfest
Die Liebe Gottes
Das Libera, oder Gesang zur Bahre oder zum Grabe
Begräbnislied
und Chorlieder mit Solostimmen:
Anrufung des heiligen Geistes
Nach der Firmung
Flurgesang
Dankpsalm
Die acht Seligkeiten
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Selbst Ludwig von Beethoven kannte offenbar I. H. v. Wessenberg und vertonte 1815 das Gedicht „Das Geheimnis (Liebe und Wahrheit).“ Auch dieses Lied sang Fischer-Dieskau in Klavierbegleitung von Jörg Demus. Zu hören auf der Seite des Beethoven-Hauses Bonn: Link
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